Blick in die Zukunft gefällig?!

Geschockt, belustigt, betrübt, etwas irritiert und dennoch neugierig – aber auch beunruhigt… so viele Emotionen in diesem kurzen Moment!  Eigentlich bin ich kein großer Freund von Hörbüchern, weil mir dazu manchmal schlicht die Geduld fehlt. Als Jens auf der Autofahrt in dieses Hörbuch einstieg, dauerte es nicht lange, bis meine Aufmerksamkeit geweckt wurde. Hier eine kleine Leseprobe des Philosophen Richard David Precht aus dem Buch ‚Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft‚:

(…) Schauen wir uns das Jahr 2040 noch genauer an. Diejenigen, die 2018 versprachen, die Welt besser zu machen, haben fast sämtliche Macht übernommen. Eric Schmidts Slogan‚ to connect the world is to free the world‘ erscheint als blanker Zynismus. Wenige Menschen sagen Computern, was sie tun sollen. Viele tun das was Computer ihnen sagen. Und noch mehr arbeiten gar nicht mehr. Sehr viele Tätigkeiten, die früher Fertigkeiten voraussetzten, müssen nicht mehr selbstgeleistet werden. Die Folge ist eine historisch beispiellose Rückentwicklung von handwerklichem Können, Orientierungsvermögen und Bildung. Die Menschen haben verlernt Auto zu fahren, Karten zu lesen, sich allein in der Welt zurechtzufinden. Sie müssen sich nichts mehr merken, weil elektronische Geräte uns an alles erinnern und speichern immer weniger Wissen über die Welt, weil Geräte dies für uns übernehmen. Die meisten Menschen sind wieder zu Kleinkindern geworden, in ihrem Wissen über die Welt, ihrer Abhängigkeit von (technischer) Fürsorge und ihrem mangelnden Lebensmut, ohne Hilfsgerät (oder bald einem Chip im Kopf) das Haus zu verlassen.  Kommunizieren tun sie durch steinzeitliche Piktogramme und infantil teilen sie die Welt in Likes und Dislikes.

So wie die Menschen 2040 das Gefühl für ihren Körper verloren haben oder erst gar nicht mehr gewannen, so hat sie auch der Instinkt für  das Biologische im Allgemeinen verlassen. Die Menschen der Zukunft fühlen sich näher mit Computern verwandt als mit anderen Tieren. Unser Gefühl für den Zusammenhang der Natur ist verloren gegangen. Die Welten, in denen Menschen 2040 leben, haben nichts mehr mit unmittelbarer Naturerfahrung zu tun. Was uns begegnet, stammt aus Menschen – sterben aus. Irgendwann weiß keiner mehr,  was war. Und dass es ihm fehlt. Der Mensch des Jahres 2040 lebt in einer digitalen Obdachlosigkeit.

(…) Die Lebenswelten ihrer Bewohner sind arm an Erfahrung und angefüllt nur mit medial vermittelten Bildern. Wie anders ließe sich erklären, dass hier niemand eine Antwort auf den Hunger, die Ungerechtigkeit in der Welt, auf Migration, auf die Plünderung des Planeten sucht? Die Welt der Geeks scheint all dies nicht kennen, sondern sie trägt seelenruhig dazu bei, die echten Probleme der Welt zu vergrößern, während man über Lösungen für Probleme nachdenkt, die noch nie welche waren. (…) Und statt die Sorgen und Nöte der Welt zu hören, träumte man davon, Menschen vollständig mit Maschinen zu verschmelzen. Oder noch besser, den Supermenschen zu erzeugen…

Braucht der Supermensch kein sauberes Trinkwasser, keinen Regenwald, kein Leben in den Ozeanen mehr? Kommt er mit jedem Klima auf der Erde zurecht? Muss er sich nicht mehr von dem ernähren, was die Erde hervorbringt?

(…) Das Gehirn – digital konserviert! Reinkarnation in der Technosphäre lautet die Verheißung. All das hatte schon in den 2010er Jahren der Leiter der technischen Entwicklungsabteilung bei Google, ein Mann mit dem launigen Namen Raymond Kurzweil, prognostiziert. Was er nicht sah, war, dass für die Unsterblichkeit auf der Erde kein Platz mehr war. Denn während wir noch 2040 daran arbeiteten, unsterblich zu werden, schafften wir parallel dazu durch Energie- und Ressourcenverbrauch die Menschheit ab.

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