Hai? In Deutschland?!

Als ich mich so ein bisschen in dieses Thema reingelesen habe – welches mich zugegebenermaßen vorher nicht wirklich interessierte, weil ich absolut keinen Bezug dazu hatte – stockte mir so manches Mal der Atem. Ich habe beim Lesen immer wieder gestoppt und Jens gefragt: ‚Schatz, wusstest du das?‘ Und fast immer bekam ich ein ‚Nein‘ als Antwort.

Wo fange ich an? Ich bin so entsetzt über die Bilder. So entsetzt über die Beiträge die ich mir in den letzten Tagen online angesehen habe, die mit versteckter Kamera gedreht wurden, dass es mir schwerfällt, einen Anfang zu finden. Dieses Wort, welches mir in meiner Kindheit begegnete, lässt mich nicht mehr los:

Schillerlocke.

Ich habe dieses Wort schon als Kind gehört, als unsere Mama Fisch eingekauft hat. Zwar gab‘ es Schillerlocke nie bei uns, weil wir Kinder sehr mäkelig beim Thema Fisch waren und nur feines Filet aßen, aber ich erinnere mich daran, wie diese ‚Fischteile‘ aussahen. Bei uns auf dem Dorf in der Nähe von Bremen kam früher alle zwei Wochen ein sog. ‚Fischwagen‘ auf den Hof gefahren. Er kam aus Cuxhaven und verkaufte seinen frisch gefangenen Fisch in den Dörfern.

Auch da lagen diese Schillerlocken aus. Ich fand‘ sie damals genauso unansprechend, wie den Rest der Meerestiere, die ab Wagen verkauft wurden. Aber wir mussten Fisch essen, weil Fisch ja so gesund sei.

Ok, das war früher. Und meine Eltern wussten es auch nicht besser.           

Dank Stop Finning Deutschland e.V. weiß ich heute, dass Schillerlocke nicht irgendein gedrehter Fisch ist, sondern der Dornhai, der durch die Überfischung weltweit vom Aussterben bedroht ist.

„Schillerlocke“ ist der geräucherte Bauchlappen des Dornhais. In Deutschland ist die Schadstoffbelastung von Fischen wie dem Dornhai kaum bekannt. Durch aktuelle Ergebnisse eines staatlich anerkannten Labors ist jedoch deutlich geworden, dass die Richtwerte der Qualitätsgrenzen durchschnittlich um über das 200fache überschritten werden. Auch die gesetzlichen Höchstwerte werden im Einzelfall nicht eingehalten. Dabei kann die Belastung einzelner Tiere sehr stark voneinander abweichen: beim gleichen Händler kann eine im Verhältnis wenig belastete direkt neben einer extrem hoch belasteten Schillerlocke liegen. Der Konsument begibt sich in ein unkalkulierbares Gesundheitsrisiko. Die Folgen können von Gehirnschäden bis hin zum Tod reichen.

https://www.stop-finning.com/schillerlocken-kampagne
Schillerlocken (Foto: Stop Finning Deutschland e.V.)
  • Warum Stop Finning? Was bedeutet FINNING?

‚Finning‘ bezeichnet das Abtrennen der Flossen des Hais mit Rückwurf des Körpers ins Meer. Der große wirtschaftliche Anreiz für das Finning liegt in der deutlichen Diskrepanz zwischen dem Wert der Haiflossen und dem Wert des Haifleisches. Flossen sind besonders wertvoll und problemlos luftzutrocknen oder einzufrieren für die Lagerung an Bord der Schiffe, wo sie wenig Stauraum benötigen.

Tatsächlich ist die EU – allen voran Spanien – der weltgrößte Exporteur von Haiflossen nach China, dem weltgrößten Importeur und Konsument von Haifleisch und –flossen. Erhebungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) belegen, dass die EU für 56% der gesamten weltweiten Hai-Importe aus anderen Ländern sowie für über 30% des weltweiten Exports verantwortlich ist. Spanien exportiert hauptsächlich gefrorene Flossen.

  • Wusstest du, dass sich hinter den Begriffen Seeaal, Schillerlocken, Kalbfisch, Spreckfisch, Dornfisch, Königsaal, Steinaal, Forellenstör, Seestör, Wildstör Haifleisch versteckt?

Den ‚gesunden Fisch‘ von früher – machen wir uns nichts vor – gibt es heute sowieso nicht mehr. Das weiß ich u.a. aus dem über 450-Seiten dicken Buch Von Niko Rittenau ‚Vegan-Klischee ade‘, in dem Niko in über zwanzig Seiten alles wichtige und wissenschaftlich belegte zum Thema Omega3 schreibt.

Verseucht von Mikroplastik und Methylquecksilber erfüllt der Fisch heute nicht mehr den Zweck, den er erfüllen sollte: uns mit wichtigem Omega3 (EPA und DHA) zu versorgen. Es macht also durchaus Sinn, weiter unten in der Nahrungskette anzusetzen, um die Schadstoffe nicht mit aufzunehmen. Sogar Zuchtlachse aus Aquakulturen sind belastet mit giftigem Dioxin und polychlorierten Biphenylen, was Lachsproben aus Europa und den USA zeigten. Die Konzentrationen waren sogar höher, als bei den wild gefangenen Lachsen, was auf das kontaminierte Fischfutter zurückzuführen war. Fische oder Meerestiere im Allgemeinen sind nicht die Lieferanten von Omega3 – auch sie nehmen es über die Nahrung auf!

Um die gesunden Fettsäuren zu bekommen und die Schadstoffe möglichst zu umgehen, macht es daher Sinn, Mikroalgen, geschrotete Leinsamen und/oder Chiasamen (oder deren Öle) im Speiseplan zu integrieren!

Nicht nur gesundheitlich ist es von überflüssig bis hin zu gefährlich, sich Meerestiere reinzuschaufeln. Auch durch die Überfischung riskieren wir das Leben auf dem Planeten Erde – und letztendlich unser eigenes Leben.

Der stark gefährdete Dornhai, der auch in der Nordsee beheimatet ist, kann bis zu 1,60m lang werden
  • Was hat der Hai mit Überfischung zu tun?

Haie sind die „Bienen“ der Meere. Ohne sie geht es nicht!

Stop Finning Deutschland e.V.

“Als große Raubfische spielen Haie eine Schlüsselfunktion im Ökosystem der Meere. Da es Haie schon seit 400 Millionen Jahren auf der Erde gibt, mussten sich Beutetiere im Laufe der Evolution an die Haie anpassen. Ohne Haie würde diese Anpassung ihren Zweck verlieren. Dominante Fischarten würden dann anderen die Lebensgrundlage entziehen. Hinzu kommt, dass Haie vor allem kranke und schwache Tiere fressen und so die Meere gesund halten. Auch für Arten wie Korallen oder Muscheln, die einen Lebensraum für andere Organismen schaffen, sind Haie essenziell wichtig, da sie ihre natürlichen Feinde in Schach halten. Im Meer könnte das Aussterben der Haie letztlich sogar Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Phytoplanktons haben. Diese größtenteils mikroskopisch kleinen Algen erzeugen mehr als die Hälfte des Sauerstoffs der Erde, und entfernen durch Umwandlung CO2 aus der Atmosphäre.“

Was mich persönlich sehr geschockt hat, ist, dass Europa im Haifang mittlerweile China überholt hat und auch der Konsum bei uns in Deutschland nahezu überall möglich ist. Auf der Website von Stop Finning könnt ihr genau sehen, wo in eurer Nähe Haiprodukte angeboten werden.  

  • Sogar im Fleisch stecken Fische und Fischteile

Fischmehl wird überall verfüttert. Fischmehl besteht aus getrockneten, gemahlenen Fischen oder Fischteilen. Auch Beifang wie Krebstiere, Seesterne und Muscheln können enthalten sein. Und wer bekommt das Fischmehl? ‚Unser‘ Fleisch! In der Massentierhaltung ist Fischmehl als Beifutter völlig normal: Fische, Rinder, Schweine oder Hühner werden damit gefüttert. Fischmehl wurde zeitweise in der EU verboten wegen der BSE-Problematik.

Statista schreibt: “Der globale Fischkonsum stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an und summierte sich nach Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO auf rund 158,2 Millionen Tonnen. Pro Kopf entspricht dies einer Menge von rund 20 Kilogramm Fisch und Fischerzeugnissen.“

Es fehlt – wie in vielen anderen Bereichen – auch hier die Aufklärung! Wir brauchen die Fische im Meer – und nicht auf unseren Tellern. Wenn wir das Ökosystem Meer zerstören, geht es auch uns an den Kragen.

  • Was tun?

Sich weiter informieren, andere Omega3-Quellen nutzen, Menschen aufklären und gegen die Überfischung kämpfen! Ihr könnt sehr gerne Vereine wir Stop Finning Deutschland unterstützen – zum Beispiel mit einer Spende oder einem Einkauf im Shop.

Machen wir uns gemeinsam stark gegen Überfischung und für gesunde Meere! Und natürlich für die Zukunft unserer Kinder!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert