Warum uns die Psyche sagt, was wir essen sollen

Eigentlich ist es nicht schwer, das „Warum“ zu erklären. Es ist schlicht und einfach die Macht der Gewohnheit. Hinzu kommt, dass wir täglich durch die Medien beeinflusst werden. Oft sogar, ohne dass wir es merken.

Wir entscheiden also nicht selbst. Die Kinder sind fremdbestimmt durch die Eltern und Erwachsenen, und die Erwachsenen kennen es nicht anders von ihren Eltern bzw. lassen sich durch die Werbung von neuen Produkten zum Kauf verleiten.  

Bleiben wir mal bei den Kindern. Kein Kind würde jemals von alleine auf die Idee kommen, eine Kuh zu melken, um die Milch zu trinken oder gar ein Tier zu töten, auszuweiden, zu zerlegen und es danach auf dem Grill, in der Pfanne oder im Kochtopf zuzubereiten. Die Kinder trinken und essen Lebensmittel tierischen Ursprungs, weil es ihnen serviert wird. Und zwar so, dass sie nicht erkennen können, woher es kam und wie es in ihren Becher oder auf ihren Teller gekommen ist. Selbst wenn sie es miterleben dürften und an unserem Verhalten nichts außergewöhnlich Abscheuliches erkennen würden, würden sie also lernen, dass es scheinbar völlig normal ist. Schließlich leben wir es ihnen so vor. Es gab zudem Zeiten, da gehörte es zum Überleben dazu. Jedoch haben wir uns stets weiterentwickelt und wissen heute deutlich mehr als je zuvor. Auch, dass wir das alles so nicht mehr wirklich machen müssten.

Kinder lieben Tiere und würden von sich aus niemals ein Tier essen wollen

Ich persönlich entschied‘ mich irgendwann, ehrlich zu sein. Die Wahrheit zu sagen und unseren Kindern nichts mehr vorzumachen. Als ich anfing unserer 3-jährigen Tochter zu erzählen, dass in Schokolade Kuhmilch ist und Kuhmilch für kleine Kälber ist und nicht für Menschen, wollte sie sie irgendwann nicht mehr essen. Das passierte nicht von heute auf morgen, aber es dauerte tatsächlich nur wenige Wochen, bis sie verstand, dass Chicken Mc Nuggets mal gelebt haben. Natürlich kann man einem dreijährigen Kind keine Details erklären, aber dass Fleisch von Tieren kommt und diese Tiere dafür leiden und sterben mussten, wenn wir das Fleisch essen wollen, schon. Und das begreifen auch Kinder in dem Alter sehr gut und können danach ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wenn wir beim Einkaufen sind und sie sich Süßigkeiten aus dem Regal zieht, ruft sie laut: ‚Mama, ist das vegan?‘ Zum Schmunzeln…früher sagte sie immer ‚gegaan‘. Ich beantworte ihr jede Frage und nehme mir Zeit, die Verpackungen zu erforschen und lese es ihr auch vor, wenn zum Bespiel Gelatine, Milch oder Ei in Produkten enthalten sind, von denen man es nie erwartet hätte. Ein dreijähriges Kind weiß zwar nicht, was Gelatine ist, aber ich erkläre ihr dann, dass es aus Schweinehaut und Schweineknochen gemacht wird. Und das reicht ihr, um es wieder ins Regal zurück zu legen. Mittlerweile bin ich stolz darauf. Zum einen, dass ich endlich ehrlich zu meinen Kindern bin und zum anderen, dass sie es interessiert und sie freiwillig verzichten.

Vegan ist nicht die Ernährungsweise, die die Mehrheit der Menschen praktiziert – also ist es erstmal ‚nicht normal‘. Schauen wir uns die Werbung an (egal, ob Fernsehen, Zeitschrift, Radio, Kino, etc.) wird uns ganz klar aufgetischt, dass es normal ist, Muttermilch einer fremden Spezies zu konsumieren und in Stücke zerlegtes Tier im Supermarkt zu kaufen. Das sollen wir als ‚normal‘ ansehen – und damit wir das auch nicht vergessen, bekommen wir es tagtäglich von allen Seiten präsentiert. Und eben weil es ständig präsent ist und gefühlt jeder es konsumiert, wird es als völlig natürlich betrachtet und auch gar nicht hinterfragt.

Zumindest nicht, bis der Tag kommt, an dem sich die Spirale plötzlich nicht mehr weiterdreht und man einen Fehler erkennt. Etwas, das einem komisch vorkommt. Man wird neugierig und beginnt, nachzudenken, möchte mehr erfahren und hinterfragt diese ‚Normalität‘. Ich fand‘ den Vergleich, von dem Caro und Stephie von Beautiful Commitment in ihrem Podcast erzählten, sehr gut erklärt und vor allem gut nachvollziehbar. Stell‘ dir also vor, da ist ein kleines Stück Tapete an der Wand locker. Es steht ab und schreit förmlich danach, angefasst und abgerissen zu werden. Was passiert, wenn du daran reißt? Ganz klar, das Stück wird größer. So ist es auch mir ergangen. Ich war auch gefangen in dieser Blase und habe alles hingenommen; habe konsumiert, ohne zu hinterfragen – bis eben dieser eine entscheidende Moment kam. Und die Leichtigkeit des Alltags nicht mehr da war. Vor meiner veganen Zeit war ich sehr tierlieb – aber ich habe spezifiziert. Da waren die hübschen Tiere, die man gerne anfasst und mit denen man spielt und dann waren da die Zootiere, die man sich ansah und dann waren da noch die Tiere, die man aß. Ich allein habe den Unterschied gemacht – nicht irgendwer anders. Ich habe entschieden, welche Rolle ein Tier in meinem Leben spielt. Dass Tiere Gefühle haben, denken können, Freundschaften schließen, Angst und Schmerzen empfinden genau wie wir, war mir nicht bewusst. Es interessierte mich auch irgendwie nicht wirklich bzw. war nicht auf meiner Prioritätenliste. Gewalt gegenüber Hunden, Katzen oder Pferden war für mich grauenvoll, jedoch habe ich Gewalt in der Massentierhaltung zugelassen. Es schien irgendwie eine andere Gewalt, eine Normale zu sein. Bis ich eben zu diesem Stück Tapete kam und anfing, das ganze System zu hinterfragen. Und je mehr ich mich damit beschäftigte, desto absurder wurde es.

Das Ziel: Die Verbindung zwischen dem Lebewesen und dem Essen wieder herzustellen

Was nämlich erschreckend hinzukam ist das Wissen, dass wir mit unserer antrainierten Ernährungsweise nicht nur unsagbar schlimmes Tierleid verantworten, sondern uns selbst Schaden zufügen. Zum einen gesundheitlich und zum zweiten auch in Bezug auf unser Klima. Die Erkenntnis, dass drei wichtige Faktoren gegen den Konsum von tierischen Produkten sprechen war hart und ganz schön aufwühlend. Mit so vielen neuen Informationen muss man auch erstmal umgehen können. Das mit den Tieren hatte ich verstanden. Aber warum Gesundheit und warum Klima?

Lt. einem Bericht der Zeitschrift ÖkoTest 10.2019 killt der Fleischkonsum unser Klima. In Deutschland ist Fleisch eines der beliebtesten Lebensmittel. Dank der Subventionen vom Staat mit einem niedrigen Mehrwertsteuersatz ist es günstig zu bekommen. Aber was hat der Regenwald mit dem Fleischkonsum in Deutschland zu tun? Es geht um Flächen. Der Wald wird brandgerodet, um mehr Fläche für den Futtermittel-Soja-Anbau oder um Weidefläche für Rinder zu schaffen. Brasilien ist der größte Exporteur für Rindfleisch und der zweitgrößte für Soja. Fleisch und Milch sind tatsächlich die größten Klimakiller.

Laut dieser Studie aus dem Sommer 2019, die mit 40.000 Agrarbetrieben in 119 Ländern durchgeführt wurde, könnten wir unser Klima retten und müssten dafür noch nicht einmal auf Elektroautos umsteigen oder auf Flüge verzichten.

Fakt ist: Die Erderwärmung ließe sich begrenzen, wenn wir den Konsum von tierischen Lebensmitteln drastisch reduzieren.

Davon wollen jedoch die meisten nichts wissen, denn mit tierischen Produkten lässt sich gutes Geld verdienen. In Brasilien wird die Natur zerstört, indigene Völker werden vertrieben und unzählige Tierarten müssen ihr Leben lassen, während bei uns in Deutschland tierische Lebensmittel verramscht werden.  Dass konventionelle Milch derartig geschützt wird, obwohl sie dem Klima erheblichen Schaden zufügt, ist beinahe irrsinnig. Noch irrsinniger ist es, dass regionale und klimafreundliche Hafermilch nicht als ‚Milch‘ gekennzeichnet werden darf und mit 19% besteuert wird. Die Politik schützt die Goldquelle ‚Milchindustrie‘ – und schadet damit uns allen am Ende des Tages.

Die Geschichte mit der Steuer ist so unglaublich kurios, denn Medikamente oder Babynahrung werden mit 19% besteuert. Und das, was erwiesenermaßen uns und den Planeten krank macht, kommt mit dem kleineren Steuersatz davon.

Lt. ÖkoTest hat die Universität Augsburg berechnet, was Fleisch tatsächlich kostet. Darunter fallen dann auch die versteckten Kosten, die durch Umweltschäden entstehen: Stickstoff, Treibhausgas-Emissionen und Energieverbrauch.

Milch ist eigentlich 30 Prozent teurer und Fleisch liegt prozentual sogar noch höher. Würde man also den tatsächlichen Preis inklusive der Schadensregulierung berechnen, so würde die Nachfrage vermutlich automatisch sinken – zugunsten unseres Klimas. Allein das Wissen, dass für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch über 15.000l Wasser benötigt werden, lässt mir den Atem stocken.

Und dann ist da noch das Thema Gesundheit. Wenn ich an die Krebserkrankungen, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck im Familien- und Bekanntenkreis denke, frage ich mich immer wieder, ob das nicht hätte vermieden werden können. Denn lt. der China Study sind die direkten Zusammenhänge zwischen unserer Ernährung und der Entstehung vieler chronischer Erkrankungen längst wissenschaftlich belegt! Die China-Study wurde bereits in den 70ern und 80ern durchgeführt, jedoch erst 2011 ins Deutsche übersetzt. In der Studie wird deutlich, dass die Menschen, die am meisten Tierprotein zu sich nahmen, am häufigsten an Herzerkrankungen, Krebs und Diabetes litten. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass Herzerkrankungen, Diabetes und Adipositas mit Hilfe einer gesunden Ernährungsweise reversibel sind, also rückgängig gemacht werden können. Andere Untersuchungen zeigen, dass verschiedene Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen, der Zustand von Knochen und Nieren, das Sehvermögen und altersbedingte Hirnschäden (z.B. kognitive Störungen und Alzheimer) in einem überzeugenden Ausmaß durch Ernährung beeinflusst werden. Und trotz dieses Wissens und zahlreicher Folgestudien gilt man als Veganer noch immer als Exot.

Krebsvorsorge fängt bei der Ernährung an

Diejenigen, die meinen ehemals Steak-vernichteten Ehemann zum Nachdenken brachten und schließlich von der veganen Ernährungsweise überzeugten, waren Lars Walther und Niko Rittenau. Lars hielt seinen Vortrag Everyday Heroes über die Zusammenhänge unserer Ernährung und den Auswirkungen auf unsere Umwelt und das Klima – und Niko beeindruckte mit seinem unglaublichen Fachwissen zum Thema Ernährung. Er ist gelernter Koch und studierte Ernährungsberatung, Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin. Zudem brachte Niko im September 2018 sein über 400 Seiten dickes Buch Vegan-Klischee ade!* heraus, in dem er unzählige Studien und wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenfasst und sämtliche Vorurteile der veganen Ernährung gegenüber, basierend auf der aktuellen Studienlage, objektiv und undogmatisch erläutert.

Es gibt also eine Lösung! Eine Lösung für mehr Tierwohl, eine Lösung für bessere Gesundheit und eine Lösung gegen den Klimawandel – quasi das 3-in-1-Paket. Es ist so einfach umzusetzen, es ist so nah – wir müssen es nur noch begreifen! ?

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