Die verheerenden Feuer und der anschließende Dauerregen in Australien machen uns alle betroffen. Wir kennen die Bilder aus den Medien und sind bestürzt über die Schäden, die Mensch, Tier und Natur betreffen. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass solche Katastrophen nicht nur in Australien wüten. Denn mit dem Brand des Regenwaldes in Brasilien brennt die grüne Lunge der Erde. Und dazu ist Fleisch das Stichwort. In Deutschland ist Fleisch eines der beliebtesten Lebensmittel. Dank der Subventionen vom Staat ist es mit einem niedrigen Mehrwertsteuersatz auch sehr günstig zu bekommen. Aber was hat der Regenwald mit dem Fleischkonsum in Deutschland zu tun?
Es geht um Flächen. Der Wald wird brandgerodet, um mehr Fläche für den Futtermittel-Soja-Anbau oder Weidefläche für Rinder zu schaffen. Brasilien ist der größte Exporteur für Rindfleisch und der zweitgrößte für Soja als Tierfutter.
Fleisch und Milch sind die größten Klimakiller. Auf Utopia heißt es: ‚Fleisch und Milch haben den größten Einfluss auf den Planten. Eine Studie zeigt: Würden wir auf Fleisch und Milch verzichten, bräuchten wir gerade mal ein Viertel aller landwirtschaftlich genutzten Flächen – und die Menschheit würde immer noch satt werden.‘ Lies hier den kompletten Bericht.
Lt. einem Bericht von Bayerischer Rundfunk verursacht die Land- und Forstwirtschaft sowie andere Landnutzung 23% der Treibhausgase – mehr als der weltweite Verkehr zusammen. Wiederkäuer wie Rinder haben eine extrem schlechte Klimabilanz, denn durch ihre Rülpse und Pupse stoßen sie Methan aus – und das ist 25-mal schädlicher als CO2. Auch Gülle ist ein riesiges Problem, denn durch den hohen Stickstoffgehalt, der auf die Felder gelangt und nicht komplett von den Pflanzen aufgenommen werden kann, entsteht Lachgas. Lachgas ist sogar 300-mal klimaschädlicher als CO2.
Die Erderwärmung lässt sich begrenzen, wenn wir den Konsum von tierischen Lebensmitteln drastisch reduzieren. Es muss nicht jeder sofort Veganer werden, dennoch könnten wir den Klimawandel enorm eindämmen, wenn wir mindestens die Hälfte des Konsums von tierischen Lebensmitteln auf Pflanzliche umstellen.
Davon wollen jedoch die meisten nichts wissen, denn mit tierischen Produkten lässt sich gutes Geld verdienen, wie Statista* beweist: im Oktober des Jahres 2019 wurden in der Fleischverarbeitungsindustrie rund 1,8 Milliarden Euro umgesetzt.
Auch der Fleischkonsum hierzulande ist nicht zu verachten. Besonders zum Mittagessen wird in Deutschland gerne Fleisch und Wurst verzehrt. Lt. Statista* summierte sich im Jahr 2018 der menschliche Verzehr von Fleisch auf rund 60,2 Kilogramm pro Kopf – also etwa 1,16 kg pro Woche. Empfohlen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind jedoch 300-600 Gramm; je nach kalorienbedarf. Der übermäßige Konsum ist also nicht nur klimatechnisch ein Problem, sondern auch noch ungesund.
Auch in der Milchwirtschaft sieht es nicht besser aus. Die Zahlen lt. Statista* belegen, dass der Milchmarkt weiterhin boomt: ‚Im Oktober des Jahres 2019 setzte dieser produzierende Zweig der Ernährungsindustrie rund 2,35 Milliarden Euro um.‘
Im Jahr 2018 wurden in Deutschland pro Kopf rund 26 Kilogramm Vollmilch und 88,2 Kilogramm Frischmilcherzeugnisse verbraucht. Das ist deutlich mehr, als die DGE empfiehlt.
Dass konventionelle Milch derartig geschützt wird, obwohl sie dem Klima erheblichen Schaden zufügt, ist beinahe irrsinnig. Noch irrsinniger ist es, dass regionale und klimafreundliche Hafermilch nicht als ‚Milch‘ gekennzeichnet werden darf und mit 19% besteuert wird. Die Politik schützt die Goldquelle ‚Milchindustrie‘ – und allen schadet es am Ende des Tages. Die Geschichte mit der Steuer ist so unglaublich veraltet und kurios, denn auch Medikamente, Wasser oder Babynahrung werden mit 19% besteuert. Und das, was erwiesenermaßen uns und den Planeten krank macht, kommt mit dem kleineren Steuersatz davon.
Lt. Ökotest hat die Universität Augsburg berechnet, was Fleisch tatsächlich kostet. Darunter fallen dann auch die versteckten Kosten, die durch Umweltschäden entstehen: Stickstoff, Treibhausgas-Emissionen und Energieverbrauch.
Milch ist eigentlich 30 Prozent teurer – und Fleisch wird mit noch mehr berechnet. Würde man also den tatsächlichen Preis berechnen, würde die Nachfrage automatisch sinken – zugunsten des Klimas. Back to Sonntagsbraten?! Eine mögliche Lösung!
Passt das zusammen? In Brasilien wird die Natur und vor allem der Regenwald zerstört, indigene Völker werden vertrieben und unzählige Tierarten müssen ihr Leben lassen, während bei uns in Deutschland tierische Lebensmittel verramscht werden und Bauern zum Nulltarif schuften. Wer kann das mit seinem Gewissen vereinbaren? Wir Verbraucher bestimmen den Markt und jede/r einzelne von uns entscheidet für oder gegen das Klima mit seinem Einkaufszettel – besser: mit seinem Stimmzettel.
Wie heißt es so schön: ‚Die Hoffnung stirbt zuletzt!‘ Das dachte ich, nachdem ich mir auf Statista* die Zahlen zu veganen Produkten ansah. Ist Deutschland das Eldorado für Veganer? Rund 15 Prozent der weltweit neu eingeführten veganen Lebensmittel im Jahr 2018 feierten ihre Premiere auf dem deutschen Markt – mehr als in Großbritannien und den USA. In Deutschland wurden im Jahr 2015 rund 134 Millionen US-Dollar mit dem Verkauf von Fleischersatzprodukten erwirtschaftet. Im Jahr 2019 stieg der Anteil auf knapp 230 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2020 wird mit über 255 Millionen gerechnet.
Das lässt doch hoffen. ? Ich muss auch sagen, wie schön es ist zu erleben, dass sich in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis immer mehr Menschen dafür interessieren. Gerade dann ist es besonders erfreulich, wenn sie sich ursprünglich nicht dafür öffnen wollten und plötzlich dieses ‚Aha-Erlebnis‘ hatten. Wenn sie ebenso anfangen, sich zu informieren und zu hinterfragen und sich nicht mehr von der Macht der Gewohnheit, der Industrie, Politik und Werbung einlullen lassen.
Es ist spürbar, wie eine Welle über Deutschland schwappt. Die Menschen sind offener und interessiert an gesunder Ernährung. Bio boomt und pflanzliche Lebensmittel rücken immer mehr in den Fokus. Zwar essen wir Deutschen entgegen der Empfehlung der DGE noch immer das Doppelte an Fleisch, dennoch stellen immer mehr Menschen fest, dass nicht nur die Tiere und der Planet darunter leiden, sondern auch die eigene Gesundheit.
Die Angst davor, auf leckeres Essen verzichten zu müssen, ist wohl für die meisten die größte Hürde, sich überhaupt dafür zu öffnen. Oft gerät der Gedanke bei pflanzlicher Kost an das, was Kaninchen oder Kühe fressen. Klar, solche Menschen gibt es auch. Sie ernähren sich komplett rohvegan. Zugegebenermaßen wäre das auch nichts für mich. Zwar finde ich Gemüsesticks unheimlich lecker, dennoch würde mir einfach die deftige, warme Mahlzeit fehlen.
Zuhause ist das ja mit den rein pflanzlichen Menüs auch alles kein Ding, aber wie ist es außerhalb? Zum Glück wird es täglich einfacher, denn es gibt immer mehr Cafés, Restaurants und Imbisse, die richtig leckere Alternativen zu Bratwurst und Co. anbieten. In jeder Stadt findet man heute unglaublich leckere Alternativen zu Fleisch und Wurst, welche weder Umwelt, Tieren, noch Gesundheit schaden – und auch in ländlichen Gegenden wächst das Angebot. Die meisten Gastronomien sind inzwischen darauf eingestellt und haben dementsprechend ihre Karte angepasst. Sollte mal nichts zu finden sein, kann man immer danach fragen. Ein guter Koch kann spontan auch etwas rein pflanzliches zaubern. Notfalls gehen Pasta mit Tomatensoße, Salat oder Pommes immer ?
Klimarettung geht uns alle an. Und wenn jeder von uns etwas tut, können wir gemeinsam so viel erreichen – und können vor allem als Vorbild für andere Länder fungieren ?
Quellen: Statista *(alle Statistiken können mit einem Account eingesehen werden), Ökotest Heft 10/2019, Utopia, BR. Fotos: Pixabay