Was mir zu Corona-Zeiten auffällig erscheint

Es gehen nun tatsächlich viele Menschen tagsüber spazieren. Mehr als sonst. Vielleicht liegt es an der Kurzarbeit oder daran, dass die Menschen ihre Jobs verloren haben? Ich bin auch betroffen. Möglicherweise haben sie auch einfach keine andere Wahl, weil alles geschlossen ist oder sie haben sich von der Frühlingssonne locken lassen. Ich für meinen Teil mache das Beste daraus und nutze die Gelegenheit zum Schreiben, zum Aufräumen, um den Garten fit zu machen, um Gemüse vorzuziehen, um ausgiebig zu kochen und zu backen, neue Rezepte auszuprobieren und um ein bisschen Sport zu machen. Alles nur sofern es mit den zwei süßen Klötzen am Bein möglich ist.

Also, wie bereits erwähnt, fällt mir auf, dass mehr Menschen als sonst zu Fuß unterwegs sind. So stellte sich mir die Frage: Warum gehen die einfach nur da lang? Wieso nutzen sie nicht die Gelegenheit und nehmen von zuhause eine kleine Tüte mit, um sich während des Spaziergangs nach einer Hinterlassenschaft eines anderen Mitbürgers zu bücken?

Vielleicht denken sie gar nicht daran. Gut möglich. Dennoch war es das erste, was mir in den Sinn kam, als ich diese vielen Menschen ohne Tüte spazieren sah.

Ich kann mir nicht gut Zahlen merken und über- oder untertreibe oft, weil ich einfach die genaue Zahl nicht mehr weiß. Diese aber habe ich abgeschrieben. Und sie sind heftig.

Wusstest du zum Beispiel, dass…

…Forscher eine Spezies in der Tiefsee des Pazifischen Ozean in der Nähe der Philippinen gefunden haben? Sie lebt in 6.500 Metern Tiefe, ist rund 5 cm klein – und hat Plastik im Körper! Es handelt sich um eine Flohkrebs-Art, in dessen Körper die Forscher PET gefunden haben. Ein Stoff, der in Einwegtrinkflaschen und Sportkleidung enthalten ist. Sie benannten das neu entdeckte Lebewesen Eurythenes plasticus (Plastik).

…im Jahr 2019 lt. Statista allein in Deutschland rund 481.000 Tonnen PET-Flaschen produziert wurden?

…fast 800 im Meer lebende Arten unter dem Müll leiden? Sie verfangen sich in Plastikteilen, herumgeisternden Fischernetzen und Tauen, verletzen sich und sterben teilweise dadurch. Tiere, die Plastik verspeisen, verhungern mit Mägen voller Plastik oder erleiden innere Verletzungen.

…immer wieder wird Plastik in gestrandeten Walen gefunden wird? Anfang 2016 wurden im Magen eines im deutschen Wattenmeer gestrandeten Pottwals große Teile eines mehrere Quadratmeter großen Fischernetzes gefunden. Im Sommer 2018 wurden im Magen eines in Thailand aufgefundenen Wals 80 Plastiktüten entdeckt.

…dass durch das Wegwerfen bzw. Entsorgen der Zigarettenkippen in der Natur, nicht nur Tiere gefährdet sind, sondern besonders unser Grundwasser? Bis zu 40 Liter Grundwasser wird durch einen einzigen Zigarettenfilter verseucht!

…dass laut einer Statista-Studie von 1991 bis 2019 jeder Deutsche pro Tag 2,5 Zigaretten raucht? 2019 wurden in Deutschland über 74 Milliarden Zigaretten abgesetzt.

All das ist unsere Schuld. Wir Menschen nutzen diesen Müll und entsorgen ihn nicht fachgerecht, sondern einfach dort, wo er absolut nicht hingehört. Und alles auf Kosten unserer Kinder. Es ist so schade, dass das nicht in die Köpfe hinein will.

Seit Jahren sammle ich ab und zu Müll. Je nach Zeit mal mehr, mal weniger. Initiiert durch eine spontane Mini-Sammelaktion mit meiner Nachbarin und unseren Kindern, habe ich festgestellt, dass wir viel mehr tun müssen. Wir haben auf einer kleinen Fläche innerhalb von einer Stunde knapp 50 Glasflaschen, ein Fahrrad und Unmengen an Müll gefunden. Ich hatte es direkt dem Ordnungsamt und der Polizei gemeldet. Es waren Gegenstände dabei, die schon viele Jahre dort lagen; sehr viele Jahre. Warum fühlt sich denn niemand dafür verantwortlich?

Dieser Müll lag zum Teil jahrelang halb eingewachsen am Wegesrand – keinen hat’s gekümmert.

Auf dem Weg zum Bäcker mit dem Fahrrad sind mir des Öfteren Müllflächen oder einzelne Teile am Wegesrand aufgefallen. Also entschloss ich mich, zu einer größeren Sammelaktion aufzurufen und erstellte im März über Facebook eine Veranstaltung. Ich lud zu einer Müllsammelaktion in unserem Ort ein.

Immerhin waren wir am Weltfrauentag 22 Personen inklusive der Kinder, die gemeinsam gegen den Müll kämpften. Für die fleißigen Helfer habe ich über foodsharing Süßigkeiten organisiert als kleines Dankeschön. Die Aktion hat wirklich Spaß gemacht. Müll sammeln ist ein bisschen wie Ostern ? Man sucht – und findet immer irgendwas. Und es ergeben sich spannende Geschichten. Wir haben neben unbenutzten Damenhygiene-Artikeln auch einen Schwangerschaftstest gefunden…positiv. Die Aktion hat uns unterwegs zu den lustigsten Geschichten angeregt und uns auch zum Lachen gebracht.

Damit noch mehr Leute davon erfahren und vielleicht auch mal die Augen aufmachen und sich bücken, wenn sie irgendwo Müll finden, habe ich einen kurzen Artikel für die Zeitung geschrieben. Dieser wurde dann auch kurz darauf veröffentlicht.


Quelle: Weser-Kurier/Verdener Nachrichten

Müll sammeln ist nicht schwer. Jeder kann mitmachen und der Umwelt etwas Gutes tun. Wenn die Corona-Zeit endlich vorbei ist, freue ich mich auf die nächste Aktion gemeinsam mit vielen fleißigen Helfern.

Vielleicht hast auch du mal Lust, solch eine Müllsammelaktion zu starten? Lass‘ uns unbedingt teilhaben und teile deine Erfahrung mit uns!

Weltretter sein ist gar nicht so schwer! ? Jede Kleinigkeit kann doch so viel bewirken und unglaublich viel verändern!

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