Mysterium Müll – richtige Mülltrennung will gelernt sein

(Gastbeitrag von Katrin Zeise, Gründerin Clean up your City – Bremen)

Jahrzehntelang habe ich gedacht: „Bei uns in Deutschland ist die Müllwelt noch in Ordnung!“ Wir haben die Stadtreinigung, wir haben Recyclinghöfe, wir trennen alle brav unseren Hausmüll und alle zwei Wochen wird er ordnungsgemäß abgeholt – und mit Sicherheit wiederverwertet. Von wegen! Nur weil wir in Deutschland ein Vorzeige-Sammelsystem haben und wir mehr recyceln als andere Länder, heißt das noch lange nicht, dass wir eine blütenreine Weste haben.

Foto: Katrin Zeise

Das Problem

Die Augen geöffnet hat mir vor einigen Jahren ein Bericht über Plastik im Meer. Es war die Offenbarung, dass unser Plastikmüll aus den gelben Säcken und Wertstofftonnen zu einem großen Teil ins Ausland verschifft wird – und dort zum Teil auf riesigen Müllhalden in Küstennähe endet. Denn bei uns in Deutschland ist es sehr kostenintensiv, die gesammelten Kunststoffe zu sortieren, zu waschen, zu schreddern und schließlich wiederzuverwerten. Was erschwerend hinzukommt ist, dass es mittlerweile über tausend verschiedene Sorten von Kunststoff gibt und nicht jeder recycelbar ist. Dann doch lieber den Wohlstandsmüll in Billiglohnländer schicken, wo er von Tagelöhnern für ein paar Cent pro Kilo sortiert wird … Traurig!

Foto: Katrin Zeise

Reduzieren und sauber trennen

Die Erkenntnis war also sehr ernüchternd: Mein Verpackungsmüll verbraucht fossile Rohstoffe, Energie bei der Produktion der Verpackung, CO2 beim Abtransport und landet dann noch auf ewig auf einer Deponie oder im Ozean. Vermischte, verschmutzte oder insbesondere schadstoffbelastete Kunststofffraktionen fallen in den Bereich energetische Verwertung. Auch das ist Recycling. Aber natürlich geht Stromgewinnung auch sauberer. Deshalb versuche ich Müll – insbesondere Plastikmüll – so gut es geht zu reduzieren. Das klappt nicht hundertprozentig. Aber zumindest versuche ich, meinen Abfall so sauber zu trennen, dass sich die Recyclingquote nicht noch zusätzlich verschlechtert.

Hier einige Tipps für dich

  • Der Gelbe Sack ist für Plastik, allerdings nicht für jede Sorte. Zahnbürsten, Spielzeugautos und Kunststoffeimer gehören da nicht rein. Hier ist nur Verpackungsmüll willkommen. Benutzt deshalb auch ramponierte Gegenstände so lange wie möglich: Mit struppigen Zahnbürsten kannst du z. B. noch super Fliesenfugen wienern und der Eimer ohne Henkel gibt vielleicht auch einen tollen Helm zu Fasching ab.
  • Nur weil der Grüne Punkt auf der Verpackung abgedruckt ist, gehört diese nicht automatisch in den Gelben Sack. Der Grüne Punkt bedeutet, dass der Produkthersteller das deutsche Verpackungsgesetz befolgt und dafür zahlt, das seine Verpackung gesammelt und verwertet wird. Auch Pappe und Papierschachteln werden mit dem grünen Punkt bedruckt. Aber schau ganz genau hin: Nur kunststoffbeschichtete Pappe kommt in den gelben Sack. Normale Kartons kommen ins Altpapier. (Übrigens gibt es neben dem Grünen Punkt noch andere Anbieter von Verpackungslizenzen.)
  • Plastikverpackungen sollen nicht ineinander gestopft werden. Die Recyclingquote ist höher, wenn jede Verpackung in einzelne Bestandteile zerlegt und lose in den Sack geworfen wird. Auch eine Sortieranlage freut sich über Entlastung. Wenn du also z. B. Creme Fraiche kaufst, greife lieber zu Produkten, bei denen sich die Verpackung problemlos trennen lässt: Papiermanschette ins Altpapier, weißer Plastikbecher und Aludeckel in den Gelben Sack – natürlich lose.
  • Auch Metall- und Alu-Verpackungen dürfen in den Gelben Sack. Sogar sehr gern, denn diese Wertstoffe können super wiederverwertet und z. B. zu neuen Dosen verarbeitet werden. Allerdings sind Dosen in der Herstellung auch sehr energieintensiv. Wir basteln aus manchen Dosen öffentliche Aschenbecher, sogenannte Kippenfänger. Damit werden sie praktisch klimaneutral recycelt und erfüllen noch einen weiteren Zero-Waste-Zweck.

Hättest du das gewusst?

  • Klingt komisch, ist aber so: Holzschachteln und Steingutflaschen dürfen in den Gelben Sack – wenn es sich um eine handelsübliche Verpackung handelt. Klarsichthüllen und Sektkorken aus Plastik wiederum müssen draußen bleiben. 

Foto: Katrin Zeise

Was du tun kannst

Ja, Müll und Entsorgung ist eine Wissenschaft für sich. Deshalb ist es am besten, möglichst wenig Plastikmüll zu konsumieren. Wenn du die Wahl hast, kauf lieber unverpackt oder im Glas oder mach es einfach selbst. Frisch kochen ist vielleicht etwas zeitintensiver, schmeckt dafür umso besser. Und plastikfreie Naturkosmetik gibt es mittlerweile von zahlreichen Anbietern – oder du rührst deine eigenen Cremes und Deos an. Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Und wenn doch, dann heb ihn auf und entsorg ihn ordentlich nach dem Motto #nichtmeinmüllabermeinplanet.

Foto: Katrin Zeise

Wär schön, wenn wir uns mal bei einem Cleanup sehen! Wenn du noch mehr Fragen rund ums Thema Müll hast, melde dich gern unter cleanupyourcity@web.de.

Viele Grüße 🙂 Katrin Zeise

(Quellen: Grüner Punkt, Wissen Kultur/das Erste, Plastikatlas)

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