Essen aus Gewohnheit?

Das kann ich persönlich absolut unterschreiben. Ich habe, als ich ausgezogen bin, zunächst alles gekocht, was ich von meiner Mama kannte. Die Gerichte, die ich von zuhause gewohnt war, habe ich selbst auch gekocht. Na klar; es kam immer mal was Neues dazu, aber so grundsätzlich hatten meine Gerichte oft Mamas Handschrift. Meine Mama ist gelernte Hauswirtschafterin und da wir auf einem Bauernhof gelebt haben, gab es in unserer Familie auch immer deftiges Essen und täglich Fleisch. So bin ich aufgewachsen; so war ich es gewohnt. Ich war es auch gewohnt, immer eine vierte Mahlzeit zu bekommen: ‚Kaffeetrinken‘. Klar, für uns Kinder gab‘ es keinen Kaffee, sondern Kakao mit frischer Kuhmilch. Aber halt auch Kuchen oder Kekse.  Verrückt…das kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen, dieses ‚tägliche Kaffeetrinken‘.  Diese Gewohnheit habe ich zwangsläufig abgelegt, als ich meine Ausbildung begann und dadurch nachmittags immer gearbeitet habe. Nö, ich kann nicht sagen, dass ich es schmerzlich vermisse ?

Ich war ein ziemlicher Käsejunkie. Ohne Käse war mein Frühstück nicht vorstellbar. Und Rührei! Oh, was habe ich Rührei geliebt… Komisch, dass ich es heute gar nicht mehr vermisse. Eigentlich kommt in mir so ein leichtes Ekelgefühl auf, wenn ich daran denke Rührei essen zu müssen. Ich habe meine alten Ess-Gewohnheiten schlicht abgelegt.

Nach meiner ersten Schwangerschaft hat mich nichts mehr beschäftigt, als meinen Körper wieder zu formen und die überschüssigen Pfunde zu verlieren. Dabei bin ich auch auf die Low-Carb-Ernährung gestoßen und habe sehr viel tierisches Eiweiß zu mir genommen. So ganz glücklich war ich mit dem Essen nicht, denn Brot und Brötchen, sowie Kartoffeln und Nudeln haben mir echt gefehlt. Klar, Eiweißbrot und Linsennudeln schmecken auch – aber nicht über Jahre hinweg. Ich habe mir meine Ernährungsweise die ich von zuhause kannte abgewöhnt und den Fokus auf Low-Carb gesetzt und wie gesagt viel Tierisches gegessen – und auch Jens mit reingezogen. Und ich habe begeistert allen davon erzählt, die ebenso Pfunde verlieren wollten. Keinen Gedanken hatte ich verloren an Umwelt, Tierwelt oder die eigene Gesundheit. Null. Mein einziger Fokus war: abnehmen! Und es hat super funktioniert. Happy über mein altes Gewicht, jedoch unglücklich über das, was ich seit Monaten täglich aß.

Diese ‚Low-Carb-Gewohnheit‘ musste ich zwangsläufig überdenken, als ich auf Facebook ein Video sah. Im Laufe des Jahres 2017 habe ich mich immer mehr mit Posts befasst, in denen es um den Schutz der Tiere ging. Von der Wilderei in Afrika bis hin zur Hundeschlachtung in China. Ich habe viele Petitionen unterschreiben und Videos geteilt. Und eines Abends Ende 2017, als ich im Bett kurz vor dem Einschlafen noch ein bisschen bei Facebook gesurft und dabei auf ein Video gestoßen bin, in dem es um die Schlachtung einer Kuh ging… – bäm! Ich konnte nur noch weinen. Diese Brutalität war kaum in Worte zu fassen. Und plötzlich kamen viele Erinnerungen aus der Kindheit hoch. Szenen und Bilder, die ich als völlig normal empfand. Kühe, die panische Angst hatten und Tränen in den Augen, als sie auf den Hänger getrieben wurden. Ich fühlte mich plötzlich so schlecht. Ich konnte nicht einschlafen, weil mir so viele Dinge durch den Kopf gingen.  Warum habe ich diese Bilder, die Angst der Tiere, die Qualen, die Rufe der Mutterkuh nachdem wir ihr das Kalb wegnahmen…warum habe ich das alles geduldet?

GEWOHNHEIT! Ich bin so aufgewachsen und war es gewohnt. Auch, wenn es mich als Kind zwar berührt und manchmal auch traurig gemacht hat, war ich es durch das Vorleben meiner Eltern so gewohnt.

Klein-Jana zuhause mit Papa, Oma und Opa – und Kühe in Anbindehaltung 🙁

In den nächsten Tagen ließen mich diese furchtbaren Gedanken nicht mehr los und ich hatte einen Kloß im Hals, wenn ich Fleisch aß und konnte es nicht mehr genießen. Ich hatte immer wieder diese Bilder vor meinen Augen. So fing‘ es an bei mir. Heute ernähre ich mich seit gut 1,5 Jahren vegan. Auch, wenn die Umstellung nicht leicht war, weil ich die tierischen Produkte jahrzehntelang mit Genuss gegessen habe, weiß ich heute, dass sie weder für meine Gesundheit gut waren, noch für die Umwelt. Und klar: mit dem Konsum von tierischen Produkten habe ich unsagbares Leid gefördert und dafür bezahlt, dass Tiere nicht als fühlende Lebewesen, sondern als Sache behandelt wurden.

Heute finde ich meine noch relativ junge Gewohnheit großartig! Ich weiß, dass ich täglich Gutes damit tun kann und lebe es meinen Kindern nun richtig vor. Achtung und Respekt vor Lebewesen. Keine Tiere im Zirkus oder Zoobesuche, keine Tiere auf dem Teller.

Was früher für mich unvorstellbar war, macht mich heute mehr als glücklich!

Das Wundervolle ist, dass man nicht allein ist, wenn man seine Gewohnheiten ändern möchte, denn das Internet bietet so unglaublich viel Hilfe. Zum Beispiel Thomas mit seinem YouTube-Kanal The Habit Rabbit. Sein Ziel ist es, Menschen zu helfen aus alten Gewohnheiten Schritt für Schritt positive Veränderungen zu machen – für die eigene Gesundheit, für die Tiere und unseren Planeten.

Bei mir/uns hat es ‚Klick‘ gemacht. Es hat lange gedauert, aber es ist passiert. Heute wissen wir, dass es alles eine Frage der Gewohnheit ist und – wenn man erstmal den ersten Schritt gewagt hat – alte Gewohnheiten abgelegt werden können.

Wie sieht’s mit dir aus? Hast du auch Gewohnheiten, an denen du festhältst? Fällt es dir schwer, alte Gewohnheiten abzulegen oder hast du dich bereits an etwas anderes oder neues gewöhnt?



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