Schokolade – und was dahinter steckt

Die meisten Menschen lieben Schokolade. Ich kenne nur eine einzige Person, die Schokolade gar nicht mag. Also so überhaupt gar nicht. Schokolade ist ein extrem günstiges Genussmittel. Es macht glücklich. Wir essen Schokolade, wenn wir Lust auf Süßes verspüren, wenn wir gestresst sind oder traurig – und wir essen Schokolade zur Belohnung. Aber wenn wir Schokolade essen, denken wir nicht daran, wo sie ihren Ursprung hat. Wir lassen uns vom Geschmack verzaubern; mehr nicht.

Schauen wir hinter die Fassade, bleibt uns dieses zartschmelzende Genussmittel glatt im Hals stecken. Punkt 1: Über 2 Millionen Kinder arbeiten in Westafrika auf Kakaofarmen! Punkt 2: Die Bauern roden für den Kakaoanbau unzählige Hektar Regenwald und machen teilweise nicht mal vor Schutzgebieten halt!

Wie entsteht unsere Schokolade?

  1. Der Kleinbauer/die Kleinbäuerin erntet die Kakaobohne
  2. Die Bohnen kommen zum Händler/Vermahler zur Gewinnung von Kakaobutter und Kakaopulver
  3. Herstellung / Weiterverarbeitung zu Schokolade, etc.
  4. Schokoladenprodukte kommen in den Groß- und Einzelhandel
  5. Schokoladenprodukte landen beim Konsumenten

Laut Kakaobarometer ist Europa der größte Konsument von Kakao und benötigt mehr als zweieinhalb Mal so viel wie die USA. Ursprünglicher Regenwald mit einer Fläche so groß wie die Niederlande wurde abgeholzt, um die Menge von Kakao zu erzeugen, die in der Europäischen Union konsumiert wird.

Ohne Kakao keine Schokolade.

Wenn wir Kakao trinken oder Schokolade essen, machen wir uns darüber keine Gedanken. Schliesslich ist das alles weit weg und für uns kaum vorstellbar, dass Kinder dort arbeiten müssen, während unsere Sprösslinge die Schulbank drücken dürfen.

Allein in Ghana und der Elfenbeinküste – die Länder mit der größten Kakaoproduktion der Welt – arbeiten mehr als zwei Millionen Kinder. Und davon über 90 Prozent, die sich durch Kontakt mit Pestiziden und Arbeiten mit der Machete, um die Kakaobohnen zu ernten, täglich in Lebensgefahr befinden. Bei den größten und für die Industrie somit wichtigsten Anbauländern wird da auch gerne weggeschaut, wenn es um Menschenrechte oder Arbeitsbedingungen geht.

Warum arbeiten Kinder auf den Farmen?

Die Kleinbauern können es sich nicht leisten, Mitarbeiter einzustellen, da sie selbst unterhalb der Armutsgrenze leben müssen. Sie können es sich finanziell nicht leisten, ihre eigenen Kinder zur Schule zu schicken und greifen somit auf sie als billige Arbeitskräfte zurück. Hinzu kommt, dass aus noch ärmeren Nachbarländern wie Mali oder Burkina Faso Menschenhändler Kinder mit Geld locken und sie dann an Kakaoproduzenten verkaufen. Wie die Menschenrechtsorganisation Anti-Slavery International berichtet, werden die Kinder auf den Farmen dann als Sklaven gehalten, die nur wenig zu essen und zu trinken bekommen und täglich bis zu 12 Stunden schuften müssen – ohne Bezahlung. Wer sich der Arbeit verweigert, wird geschlagen.

Wer trägt die Verantwortung?

In erster Linie sind die westafrikanischen Regierungen in der Pflicht, besser zu kontrollieren. Jedoch liegen viele Anbaugebiete so abgelegen, dass eine flächendeckende Überprüfung kaum möglich sei. Die westliche Industrie hatte bereits 2001 mit den Regierungen Ghanas und der Elfenbeinküste versprochen, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit (Zwangsarbeit, Prostitution, lebensgefährliche Arbeiten) bis 2005 zu beenden. Auch große Hersteller wie Nestlé, Mars und Ferrero saßen mit am Tisch. Das Ziel scheint so schwer zu erreichen, dass nun beschlossen wurde, bis 2020 die Kinderarbeit um 70% zu reduzieren. Von Abschaffung war nicht die Rede – eine Katastrophe.

Die Kampagne ‚Make Cocolate Fair‘ sieht auch die Bundesregierung in der Verantwortung. Es muss endlich ein Lieferkettengesetz geben, sodass Unternehmen gesetzlich für Menschenrechte und die Ökologie entlang der gesamten Lieferkette verantwortlich sind. Bitte hier die Petition dazu unterschreiben: https://lieferkettengesetz.de/aktuelles/

Schokolade im Test

Im Ökotest Magazin 12/2019 wurde Milchschokolade unter die Lupe genommen und das Ergebnis fiel insgesamt sehr enttäuschend aus, denn nur zwei von 25 Sorten bekamen die Note ‚gut‘. Was mich persönlich schockiert, ist, dass bis auf zwei Marken, alle stark oder sehr stark mit Mineralölbestandteilen belastet sind und bei niemandem eine illegale Entwaldung ausgeschlossen werden kann.

Nur zwei von 25 konnten nachweisen, woher ihr Kakao stammt. Fünf sehr bekannte und zum Teil sehr beliebte Marken konnten Kinderarbeit nicht ausschließen. Diese Marken kennen unsere Kinder hier…

Genügt es, UTZ Certified Kakao oder Fairtrade Cocoa Program zu kaufen?

UTZ garantiert den Bauern keinen Mindestpreis. Sie erhalten von den Händlern den Marktpreis, der ständig schwankt.

Fairtrade garantiert einen Mindestpreis von 2000 Dollar pro Tonne. Somit haben die Bauern zwar ein planbares Einkommen, dennoch sichert es nicht ihre Existenz.

Leider ist nicht jede Schokolade UTZ oder Fairtrade – obwohl es draufsteht. Grund dafür ist der Mengenausgleich. Viele Kleinbauern könnten ihren Fairtrade-Kakao nicht verkaufen, weil die Händler ihn nicht getrennt von den anderen verarbeiten können oder wollen. Somit weiß auch der Hersteller nicht, wo der Kakao genau herkommt und wieviel UTZ oder Fairtrade wirklich drinsteckt.  

Schimpansen vom Aussterben bedroht

In Westafrika wird lt. Umweltschutzorganisation Rettet den Regenwald in rasantem Tempo alles gerodet, was möglich ist, um Kakao anzubauen. In mehr als 20 Naturschutzgebieten der Elfenbeinküste seien die Wälder fast komplett abgeholzt und durch Kakaoplantagen ersetzt. Nicht nur die Umwelt leidet extrem unter diesem Eingriff, sondern auch viele Tiere haben kaum noch Platz zum (Über-)leben. So sind mittlerweile die Schimpansen Westafrikas von Aussterben bedroht und von ursprünglich mehreren hunderttausend Elefanten noch maximal 400 übrig, wie Mighty Earth berichtet.  

Rodungen verschärfen den Klimawandel

Das Jahr 2050 ist eine magische Zahl, die uns immer wieder über den Weg läuft. So auch beim Thema Kakao. US-Wissenschaftler nannten dieses Jahr nach ihren Berechnungen als Ende der Schokolade. Durch den Klimawandel wird es in den Hauptanbauländern zu trocken sein. Schon jetzt kämpfen die Bauern gegen zunehmende Trockenheit und unberechenbare Niederschläge. Sie können nur verlieren, wenn wir ihnen nicht helfen.

Wer Schokolade mag, muss Kakaobauern stärken!

,Schokoladenindustrie und Politik diskutieren seit Jahren darüber, wie sich die Situation der Kakaobäuerinnen und -bauern verbessern lässt. Der Erfolg ist überschaubar: Noch immer gehören Armut und Kinderarbeit zum Alltag auf den Kakaoplantagen in Westafrika. Auf kleinen Flächen bauen die Menschen in mühsamer Handarbeit den Rohstoff für unsere Schokolade an. Von einem Euro, den eine Tafel bei uns kostet, erhalten die Bäuerinnen und Bauern gerade einmal sechs Cent. Zum Überleben reicht das kaum: Vor allem in Westafrika leben die Familien deutlich unter der Armutsgrenze, ein Leben in Würde ist so nicht möglich.‘ heißt es auf INKOTA, die für eine gerechte Welt kämpfen. Hier kannst auch du helfen.

Quellen: ÖkoTest Magazin 12/2019, www.inkota.de, www.makechocolatefair.org, www.antislavery.org, www.mihghtyearth.org, www.lieferkettengesetz.de, www.regenwald.org. Fotos: pixabay

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