Brokkoli hat auch Gefühle!

Kurioserweise entpuppen sich viele Fleischliebhaber urplötzlich als Pflanzenschützer, wenn es um das Thema der veganen Ernährungsweise geht. Das, was der Fleischesser dabei in der Regel nicht berücksichtigt ist, dass durch seine Lebensweise sogar noch mehr Pflanzen ‚getötet‘ werden – schließlich muss sich das Tier, welches später auf dem Teller landen soll, von Pflanzen ernähren, um überhaupt leben zu können und zu wachsen. Des Weiteren kommt ein Großteil der Futtermittel (Soja) aus Regenwaldgebieten in Südamerika – was es damit noch schlimmer macht.

Europa produziert zu wenig eiweißreiche Futterpflanzen für seine Nutztiere und ist deswegen auf die Einfuhr großer Mengen an Sojabohnen angewiesen. Und die sind im Regelfall „mit Gentechnik“: In den wichtigsten Erzeugerländern in Nord- und Südamerika werden fast nur noch gentechnisch veränderte Sorten angebaut. Weltweit liegt der Gentechnik-Anteil an der Sojaproduktion bei knapp achtzig Prozent.

Quelle: https://www.transgen.de/lebensmittel/1049.futtermittelimporte-europa-sojabohnen-gentechnik.html

Daraufhin kommt oft direkt das nächste Argument: ‚Ihr Veganer seid ja auch für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich – schließlich esst ihr ja ständig Tofu.‘

Die Sojaprodukte wie Tofu, Tempeh und Co., die wir hier in Deutschland konsumieren, stammen überwiegend aus Süddeutschland, Österreich und Frankreich. Ja, sie schmecken tatsächlich (richtig zubereitet) einfach Bombe und wir essen sie ruhigen Gewissens, weil sie eben nicht aus Regenwaldgebieten oder gar aus Übersee zu uns kommen.

Insgesamt wächst der Sojaanbau in Deutschland seit Jahren beständig, auch durch Förderprogramme des Bundes. Die Hülsenfrucht ist rentabel, braucht kaum Dünger, bereichert die Fruchtfolge − und ist deshalb interessant für Landwirte. Laut Deutschem Sojaförderring ist die Sojafläche gegenüber 2018 um 21 % gewachsen, auf rund 29.200 ha im Jahr 2019.

Quelle: https://www.taifun-tofu.de/de/Unsere-erste-eigene-Sojasorte-wird-zugelassen

Das Unternehmen aus Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg), welches konsequent ökologisch arbeitet, gewann 2020 sogar den Deutschen Nachhaltigkeitspreis!

Das Argument, dass Veganer durch ihre Ernährung zur Regenwaldzerstörung beitragen hinkt also ein wenig – und dennoch wird es lustigerweise gerne angewandt.

Aber zurück zu den fühlenden Brokkoli, Blumenkohl oder Radieschen. Wir bauen seit letztem Jahr selbst viel Gemüse an und probieren einiges Neues aus. Ich habe wirklich ganz genau hingehört, konnte jedoch weder die Tomaten noch die Zucchini schreien hören, als ich sie von der Pflanze abschnitt. Auch das brutale Herausziehen aus der Erde der Radieschen und der Roten Bete schienen den Pflanzen nichts auszumachen. Nicht einmal Tränen flossen, als ich das Gemüse schließlich aufschnitt und weiterverarbeitete.

Wenn Tiere weinen (ja, das habe ich in meiner Kindheit auf dem Bauernhof leider oft gesehen) und schreien, wenn sie stöhnen und panisch werden, sehe ich, dass sie zumindest ähnlich empfinden müssen wie wir menschlichen Tiere. Wenn also einem Tier weh getan wird, senden die Schmerzsensoren auf der Hautoberfläche oder in der Haut diese Information an das Nervensystem. Dort wird der Schmerz wahrgenommen. Tiere können Schmerzen empfinden – genauso wie sie Angst und Freude empfinden können. Das gilt übrigens auch für Fische, denen es von den Menschen gerne unberechtigterweise aberkannt wird. Lt. Wikipedia gehen Forschungen davon aus, dass wenigstens echte Knochenfische vergleichbares Schmerzempfinden haben wie Landwirbeltiere. Eine Studie aus Norwegen aus dem Jahr 2009 schlussfolgert, dass Goldfische Schmerz empfinden können und dass ihre Reaktionen denen von Menschen ähneln.

Pflanzen sind jedoch auch nicht so stumm, wie wir vielleicht glauben. Pflanzen vernetzen sich untereinander und nehmen Fraß- oder Schnittschäden durchaus wahr. Sie reagieren auch darauf, indem sie zum Beispiel eine Schnittwunde versiegeln können oder nach einem ‚Angriff‘ einer Raupe ihre Blätter ungenießbar machen. Sie nehmen ihre Umwelt sehr genau wahr, arbeiten mit ihr und reagieren auf bestimmte Umstände. Dennoch haben Pflanzen kein Nervensystem, wie Menschen oder Tiere, und können somit auch keinen Schmerz empfinden.

Das traurige Leben als Ferkel in einer Mastanlage

Also: solange es keine gegenteiligen Beweise gibt, ist es – nicht nur – ethisch betrachtet der allerbeste Weg, unsere Mitlebewesen weder künstlich zu vermehren, noch gefangen zu halten, noch zu quälen und zu töten, sondern sich das überragende Angebot an hervorragenden pflanzlichen Lebensmitteln schmackhaft zu machen. Unsere Mitlebewesen zeigen uns ja, dass es geht ?

(Bilder: Pixabay, bearbeitet)

2 Antworten auf „Brokkoli hat auch Gefühle!“

  1. Wundervoller Beitrag, wirklich unglaublich, was Menschen Veganern einreden wollen, um Ihr schlechtes Gewissen, wegen ihrem Konsum von tierischen Lebensmitten zu kompensieren.Liebe Grüße Melanie

    1. Liebe Melanie, vielen Dank! Freut mich, dass dir der Beitrag gefällt. Ja, es ist manchmal schon erstaunlich und trägt doch zur Heiterkeit bei, wenn Brokkoli, Löwen und die anderen bekannten Argumente aus dem Zylinder gezaubert werden. 😉
      Liebe Grüße und bleibt gesund!
      Jana

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